Alpine Bergtour – Hochvogel, Luitpoldhaus, Allgäuer Alpen

Datum:

12.-14.07.2024

Autor:

Ute Heller

Margit Dietrich-Kilian

Fotos:

Ute Heller

Andriy Lazurkevych


Tourenleiter:

Gerhard Zumach

Tour:

2024 – T – 18


Am 12. Juli 2024 um 7 Uhr früh trafen sich Margit, Oleksandra, Andreiy, Peter, Thomas und Tourenleiter Gerhard am Parkplatz Messegelände, wo alle Rucksäcke im DAV-Bus verstaut wurden, um zur gemeinsamen Wochenendtour in Richtung Hindelang aufzubrechen. Unterwegs stiegen noch Christian und Ute zu, so dass die Gruppe vollständig war.

Nach einer entspannten, aber zeitweise verregneten Fahrt erreichten wir den Parkplatz Sägemühle, von wo aus wir mit dem Linienbus nach Hinterstein fuhren, um von dort aus mit einem weiteren Bus bis zum Giebelhaus (1.060m) zu fahren.

Nun ging es ohne Regen und mit immer häufiger zu sehender Sonne und dadurch auch mit schwülen, schweißtreibenden Luftverhältnissen, mit moderater Steigung auf Wanderwegen durch das Bärgündletal und am schönen Bärgündle-Wasserfall vorbei durch den Wald bis zur Bärgründlealpe. Hier gab es erstmal eine Erfrischung.

Im Anschluss wanderten wir durch blühende Wiesen und Latschenhänge, an Bergbächen und Wasserfällen vorbei, bis wir auf 1.846m Höhe das Prinz-Luitpold-Haus erreichten. Rechtzeitig zur Kaffeezeit nahmen wir auf der Terrasse Platz und genossen sowohl den traumhaften Blick auf die grasbewachsenen Hänge als auch die leckeren Kuchen. Die Hütte ist die erste Bio-Hütte des DAV. Wir bezogen unser Matratzenlager und aßen dann im neu angebauten Gastraum (in dem es leider sehr laut war), unterhielten uns und spielten Schnauz. Ein geselliger Abend fand zur Hüttenruhezeit ein Ende – dies bei Gewitter und heftigem Regenguss.

Sturzverhalten in Theorie und Praxis am Schneefeld

Am Samstag Morgen starteten wir mit nur leichtem Gepäck, da wir ja am Abend erneut im Prinz-Luitpold-Haus übernachten würden. Zuvor hatten wir uns am Frühstücksbüffet mit Birchermüsli, herzhaft und süß belegten Broten und Kaffee gestärkt. Leider erwartete uns dichter Nebel auf unserer Tour zum Hochvogel. Nach einer knappen Stunde Aufstieg galt es ein breites Firnschneefeld zu überqueren, in dessen Umgebung die Wegmarkierungen nicht immer erkennbar waren. Gerhard erklärte uns das korrekte Verhalten auf einem Schneefeld sowie im Fall eines Sturzes – letzteres blieb unserer Gruppe heute aber glücklicherweise erspart. Nach einem gerölldominierten Wegstück ging es dann steil und drahtseilversichert weiter bis hinauf zur Kreuzspitze (2367m), auf deren Rückseite wir – ebenfalls drahtversichert – wieder hinabkletterten, bis wir die Kaltwinkelscharte erreichten. Dort wurde uns dann deutlich, warum Gerhard sich gegen den Aufstieg über den kalten Winkel entschieden hatte. Wir mussten miterleben, wie der Guide einer großen Gruppe, die ebenfalls im Prinz Luitpold Haus übernachtet hatte, auf dem riesigen steilen Schneefeld ins Rutschen kam und es für ihn ca. 150 m bergab ging. Zum Glück blieb er unverletzt. Aber die panischen Rufe der Teilnehmer im dichten Nebel klangen sehr beängstigend.

Grenzgipfel Hochvogel (2592m): kein Zustieg von Österreich

An dieser Stelle entschied ein Teil unserer Gruppe den Rückweg anzutreten (der Weg hierher hatte länger gedauert als erwartet), so dass nur fünf Teilnehmer das Ziel des Hochvogelgipfels weiterverfolgten. Der Nebel hielt sich hartnäckig, und auch die Hoffnung, dass die Sicht sich noch ein wenig verbessern würde, wurde leider nicht erfüllt. Es ging noch einmal ca. 45 Min steil bergauf. Häufig war die Zuhilfenahme der Hände nötig. Als wir den Gipfel auf 2.592 m Höhe erreichten, blieben die Strahlen, die das Gipfelkreuz zieren, leider die einzigen – die Sonne ließ sich den ganzen Tag nicht blicken. Deutlich zu sehen war für uns jedoch die Spaltung des Berges, aufgrund derer ein Aufstieg über die österreichische Seite nicht mehr möglich ist. Sehr beeindruckend zu sehen, wie die Natur hier arbeitet, und zu wissen, dass sich die andere Seite eines Tages zum Tal hin verabschieden wird. Die Landesgrenze verläuft genau über den Gipfel. Wir genossen dort oben sowohl Gipfelschokolade, als auch Brotzeit, bevor wir uns nach ein paar Gruppenfotos wieder an den Abstieg machten.

Der Rückweg über die uns bekannte Strecke ging zunächst deutlich zügiger, bis wir uns auf Höhe Kreuzspitze im Klettersteig einer sehr großen Gruppe anreihen mussten, die uns kurz vor Ende der Drahtseilsicherung jedoch überholen ließ. So konnten wir – zurück auf der Hütte – ohne Wartezeit schön warm duschen und uns dem gemütlichen Teil des Tages widmen.

Faszinierende Allgäuer Tier- und Pflanzenwelt

Obwohl wir heute, am dritten Tag, rechtzeitig aufgestanden waren, bekamen wir an der Schlange der Wartenden vor dem Büffet deutlich zu spüren, dass die Hütte in der Nacht ausgebucht war – denn es staute sich bereits zu Beginn der Frühstückszeit bis auf die Treppe zu den Schlafetagen hinauf. Trotzdem blieb uns genug Zeit für ein ausgiebiges Frühstück. Um 8:30 Uhr machten wir uns bei strahlendem Sonnenschein an den teils matschigen Aufstieg zur Bockkarscharte (2.164 m). Aufgrund des rutschigen Untergrundes war Konzentration gefragt. Trotzdem entdeckten wir viele tolle Pflanzen, wie das „lebendgebärende“ Alpen-Rispengras, bei dem sich die Samen auf der Mutterpflanze zu Keimlingen entwickeln und dort wachsen. Sind sie größer, fallen sie auf den Boden und wachsen dort weiter. Auch das schwarze Kohlröschen, eine Orchideenart, die nach Schokolade und Vanille riecht, faszinierte uns.

Oben angekommen war uns für einen sehr kurzen Moment ein klarer Blick auf den Hochvogel vergönnt, den wir ja am Vortag gar nicht hatten, und der sich aber sofort wieder in Wolken hüllte. Auf der anderen Seite ging es nun für einen Teil der Gruppe über ein Schneefeld bergab, und für alle anderen auf dem regulären Weg, der zwar teils mit Geröll belegt, teils aber gut begehbar am Fels entlang über Stufen und seilversichert hinunterführte. Auf dem Jubiläumsweg, der uns immer wieder einen Blick auf den Hochvogel bescherte, sowie auf das sonstige Bergpanorama, auf Gämsen, Murmeltiere und Bergsalamander, ging es weiter bis zum Schrecksee.

Hier konnten wir leider nur kurz verweilen, da es laut Wegweiser knapp für uns hätte werden können, den Bus zurück zum Parkplatz zu erreichen. Der nun folgende Weg verlangte uns allen sehr viel ab, vor allem unseren eh schon kniegeplagten Mitwanderern. Es war steil, schlammig, rutschig und geröllintensiv. Glücklich, aber erschöpft erwischten wir unten angekommen sogar noch den vorletzten Bus, und hatten in der Umsteigepause in Hinterstein auch noch Zeit uns mit einem Wegbier/-radler/-wasser zu versorgen. Am DAV-Bus angekommen waren alle froh, nach den heute absolvierten fast 700 hm Auf- und über 1.300 hm Abstieg die Wander- in Turnschuhe umtauschen zu können.

Einen passenden Abschluss fand unsere gesellige Gruppe in einem sehr schönen, zufällig entdeckten Biergarten in Berkheim. Danke, liebe Mitwanderer und vor allem lieber Gerhard für ein sehr gelungenes Bergwochenende!