Schesaplana – höchster Gipfel im Rätikon

Datum:
04.09.-06.09.2020

Autor:
Elke Bauer

Tour-Nr.:
2020-T-29

Am Freitag, den 04.09.2020 um 7 Uhr machte sich unsere Gruppe vom DAV – Birgit, Elke, Heidi, Melanie, Hermann, Norbert, Peter und Walter unter der Leitung von Roland Bräunling – zu einer ambitionierten Tour auf die Schesaplana nach Vorarlberg auf. Das Brandner Tal war unser Ziel. Ca. 4 Stunden bei gemischtem Verkehr dauerte die Anfahrt bis zur Talstation der Seilbahn, die wir natürlich nicht benutzten.

Vom Tal stiegen wir von 1565 m über den alten Arbeitersteig steil hinauf zum auf 1970 m gelegenen Lünersee – ein Stausee, der herrlich anzusehen ist und wunderbar in die Bergwelt eingebettet liegt.

Diesen umrundeten wir bis zur Abzweigung zum Gafalljoch. Von dort stieg der Weg wieder an, immer dem Bachlauf folgend. Auf dem Sattel des Gafalljochs auf 2239 m war ein prima Platz für eine Pause und wir konnten dort die Sonne und die Aussicht in die Schweiz genießen.

Übernachtung auf der Luxus-Hütte

Ein sich in die Länge ziehender Pfad führte uns auf der Schweizer Seite zur Schesaplanahütte. Rechtzeitig zum Abendessen kamen wir auf der auf 1908 m wunderbar gelegenen Hütte an. Bei abendlichem Sonnenschein konnten wir unser Menü auf der Terrasse genießen. Für die darauffolgende Nachtruhe gab es Zweier- und Dreierzimmer mit richtigen Betten. Welch ein Luxus bei den Schweizern, für den wir aber auch teuer bezahlen mussten.

Karges Frühstück bei den Schweizern

Am Morgen erwartete uns nach einem streng rationierten Frühstück der Schweizer Steig. Unser Ziel für heute war der Gipfel der Schesaplana mit 2965 m. Steil hinauf auf schmalen, bisweilen recht ausgesetzten Wegen ging es Meter für Meter voran. Das erforderte unsere gesamte Aufmerksamkeit, und wir waren sehr dankbar für die herrlichen Sonnenstrahlen und das perfekte Wanderwetter. An diesem Tag hatte sich Sarah, eine Psychologiestudentin, unserer Gruppe angeschlossen, da sie diese Strecke ihrer Wanderung nicht gerne alleine gehen wollte.

Nach dem Schweizer Steig kamen wir auf den Schesaplanasattel, von dem aus wir unseren Gipfel sehen konnten – und auch all die vielen Mitbesteiger, die größtenteils von der österreichischen Seite aus kamen und sich dort tummelten. Raus aus unserem einsamen Idyll, wussten wir plötzlich, wie beliebt die Schesaplana ist.

Aufwärts ging es über braunes Geröll, steil und stetig bergauf. Die Winde wurden kühler und nach gut 200 Höhenmeter kamen wir oben an. Es dauerte ein bisschen, bis alle am Gipfelkreuz Platz fanden. Die Ausblicke über das gesamte Rätikongebirge, ins Montafon und Prättigau waren wie aus einem Kalenderblatt, und wir konnten uns gar nicht satt daran sehen.

Nach der Fotoaktion, einer ausgiebigen Pause und der obligatorischen Gipfelschokolade machten wir uns auf die österreichische Seite zum Abstieg zum Lünersee auf. Wir hatten einen phantastischen Blick auf ihn, der so herrlich türkisfarben und eingerahmt von der schroffen Bergwelt unter uns lag.

Unglücklicher Tritt mit schweren Folgen

Wieder steil, doch diesmal bergab musste jeder Schritt wohl überlegt sein. Leider rutschte Melanie, eine Teilnehmerin mit ihrem vorderen Bein so unglücklich aus, dass sie auf das hintere Bein stürzte und starke Schmerzen hatte. Mit Verbandsbandage und Schmerzgel wieder in ihrem Schuh, humpelte Melanie – unterstützt von Roland – noch ca. 100 hm weiter talabwärts. Kaum ein Schritt mit dem verletzten Bein war noch möglich. An einem Plateau angekommen, riefen Birgit und Roland schließlich den Bergrettungsdienst an. In diese Szenerie stießen zwei wandernde Bergwachtler zu uns und halfen dabei, den Helikopter an die richtige Stelle zu lotsen. Alles klappte wie im Film und wir sahen Melli bald darauf mit dem Heli davonfliegen. Wie sich später herausstellte, war bei ihr ein Außenband gerissen und das Schienbein gebrochen.

Den Rest der Gruppe führte der Weg weiter abwärts bis zum Lünersee und wir quartierten uns nach den ereignisreichen Stunden in der Douglasshütte ein, die eher einem Hotel gleicht. Ein ordentliches Abendessen und die weichen Betten in Dreibettzimmern sorgten für angenehmen Komfort.

Weiße Wand vor dem Fenster

Am Morgen kam der angekündigte Wetterumschwung direkt vor unserem Fenster an und wir sahen nur eine weiße Wand. Der See hatte sich im Nebel versteckt. Diese Tatsache veranlasste uns, heute nicht wie geplant noch zum Saulakopf hinauf,  sondern ins Brandner Tal hinunter zu steigen. So wagten wir den Abstieg über den Bösen Tritt hinunter zu unserem Parkplatz. In Feldkirch sammelten wir Melanie mit bandagiertem Fuß wieder ein und fuhren nach einem Abschiedsessen Richtung Ansbach.

Meiner Meinung nach hat sich diese Tour trotz der tragischen Umstände gelohnt, war herausfordernd und bezaubernd zugleich und ich bin dankbar für die schönen Erlebnisse.