Rund um den Watzmann

Datum:
02. – 06.09.2020

Autor:
Carola von Eyb, Ute Heller


Fotos:
Max Heumann Ute, Ute Heller, Dietmar Weiß

Tour-Nr.:
2020-T-27

Die Vorfreude auf die Watzmann-Tour war schon bei jedem am Jahresanfang sehr groß, doch dann wurde sie durch Corona getrübt. Die Hoffnung, dass die Tour stattfindet war sehr gering, doch letztendlich hat unser Tourenleiter Maximilian Heumann es geschafft, nach den ursprünglichen Komplettstornierungen unsere Tour sogar wieder auf fünf Tage auszuweiten – ( Max – großes Lob für dein Engagement dafür!!!)

Am 2. September 2020 starteten wir dann vom Ansbacher Bahnhof aus mit sieben Teilnehmern (Dietmar, Elfriede, Rüdiger, Andrea, Carola, Ute und Anika) in Richtung Berchtesgaden, wo uns Max erwartete. Die Fahrtzeit nutzten wir, um uns gegenseitig schon ein wenig zu beschnuppern. Unsere Gruppe war sehr gemischt (zwischen 24 und 66 Jahren). Mit dem Bus ging es von Berchtesgaden aus nach Hinterbrand zum Start unserer Tour.

Perfekter Rundumblick vom Schneibstein

Wir waren alle sehr froh, als wir nach dem langen Sitzen endlich loslaufen durften – bergauf  bei Regen und Nebel – vorbei an der Mitterkaser-Alm – bis wir dann nach ca. 600 Hm das Carl‑von‑Stahl‑Haus erreichten. Nach kurzer Rast meinte es das Wetter dann gut mit uns und wir konnten noch bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein den Pfaffenkegel (1.862 m) – unseren ersten Gipfel – besteigen. Bei einer Vorstellungsrunde und guten Gesprächen ließen wir den Abend ausklingen und zogen uns als letzte Gäste von der Wirtsstube in unser Matratzenlager zurück.

Der nächste Morgen begeisterte uns mit freier Sicht und Morgensonne. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Buffet (der Coronasituation angepasst) und mit unseren Rucksäcken bepackt, erwartete uns sofort ein steiler Anstieg auf den Schneibstein (2.276 m), von wo aus wir schon den Watzmann sehen konnten – die Bergspitze war noch in Wolken gehüllt. Ein perfekter Rundumblick veranlasste uns dann spontan zu diversen Sprungaktionen.

Weiter gingen wir mehr bergab in Richtung Seeleinsee. Auf unserem Weg entdeckten wir einige Gämsen, Murmeltiere und sogar zwei Steinadler. Da es während dieser Etappe keine Einkehrmöglichkeit gab, beschlossen wir am Seeleinsee unsere Mittagspause zu machen und unsere mitgebrachten Snacks zu essen, bevor wir die restlichen vier Stunden Gehzeit hinter uns brachten.

Oben an der Hochgschirr-Scharte angekommen, erwartete uns ein neues Bild – hinab durch grüne Wiesen in einen Wald, der kein Ende nahm, aber uns immer wieder einen Blick auf den Königs- und den Obersee gewährte. Wie aus dem Nichts (nach 1.000 Hm bergauf und 1.400 Hm bergab), standen wir dann plötzlich auf einer grünen Lichtung und sahen zum ersten Mal die schon so oft erwähnte Wasseralm.

Kalte Nacht wegen fehlender Decken

Zum Waschen und dem WC-Gang gibt es mittlerweile ein separates Häuschen mit begrenzten Waschmöglichkeiten (kaltes Wasser an den Waschbecken und Wassertrog vor der Hütte), weshalb Vater Rüdiger und Sohn Max ein Bad im Bach vorzogen.

Zwischen den Gebäuden durften wir uns nur mit Mund-/Nasenschutz bewegen, da sich die Wasseralm auf deutschem Boden befindet.

Nach der heißen und angepriesenen „Gemüsesuppe mit oder ohne Würstel“, die sich als sehr lecker herausstellte,  dem angeheizten Ofen in der gemütlichen kleinen Gaststube und natürlich Wein und Bier (sogar eine Radlermaß!!!), wurde es auch dem Letzten warm und wir hatten einen sehr lustigen Abend. Max informierte uns auch bereits über den Ablauf des nächsten Tages. Die sehr kalte Nacht (6 °C) verbrachten viele, trotz mitgebrachtem Schlafsack, zusätzlich in voller Montur (Decken duften aufgrund von Corona nicht benutzt werden). Das Frühstück am nächsten Morgen war ein echter Gaumenschmaus, vor allem das Müsli mit frischem Obst war was fürs Auge.

Blaue oder grüne Lache?

Voller Vorfreude auf das Steinerne Meer starteten wir mit einem steilen, noch sehr grünen und etwas rutschigen Anstieg. Nach einer guten Stunde erreichten wir die „Blaue Lache“, die sich eher als „Grüne Lache“ herausstellte. Dort konnten wir die letzten Bilder mit grüner Vegetation schießen, bevor wir endgültig ins Steinerne Meer eintauchten. Von da an hieß es Ausschau halten nach den rot-weißen Markierungen, denn ein eindeutiger Weg war oft  nicht mehr erkennbar.

Spätestens jetzt waren gute Trittsicherheit und ein wachsames Auge (Felsspalten) sehr wichtig.

Trotz eintöniger grauer Steinfarbe war der Weg sehr abwechslungsreich – große Steinplatten, treppenartige Steinstufen, Geröllfelder, flach, teils steil und wir mussten auch mal unsere Hände zu Hilfe nehmen.

Herrlicher, wolkenfreier Blick auf die Watzmannfamilie

Angekommen an der Hochbrunnsulzen auf 2.360 m hatten wir einen tollen Blick auf die

Watzmann-Familie. Zum ersten Mal wolkenfrei. Auch der Rundumblick belohnte uns für die Anstrengung.

Dann ging es gefühlt ewig rauf und runter, ohne dass das Riemannhaus sichtbar geworden wäre, obwohl wir wussten, dass es sich unterhalb des längst sichtbaren Breithorns befinden musste.

Umso größer war die Freude, als es kurz vor dem Erreichen doch noch zu sehen war.

Bei strahlendem Sonnenschein kamen uns die Sonnenliegen sehr gelegen und wir erfrischten uns alle erstmal mit einem kühlen Getränk, bevor wir unser 8-Betten-Lager bezogen.

Für manche war die Pause kurz, denn unsere drei Youngsters (Maxi, Ute, Anika) beschlossen noch das Breithorn zu besteigen – respektvolle Leistung: Die drei spurteten voller Elan in 45 Minuten rauf (obwohl 1 ½ h auf dem Schild angegeben war),  wo ihnen eine Mega-Aussicht vergönnt war – Großglockner, Großvenediger in voller Pracht. Danach in einer noch besseren Zeit wieder zurück zum Riemannhaus, da die Dunkelheit nahte.

Den Abend auf österreichischem Boden verbrachten wir wieder sehr gesellig (Wein, nette Gespräche, Spiel, außergewöhnliche Dialekte…). Besonders aber freuten wir uns dort über den Luxus einer warmen Dusche. Mit Yoga bei Sonnenaufgang und genialer Aussicht begrüßten Ute und Carola noch vor dem Frühstück den vierten Tag, dessen Ziel das Ingolstädter Haus war.

Das Steinerne Meer begleitete uns wiederum den ganzen Vormittag.  Wir fanden sogar eine passende Schrägwand,  an der uns Max den Grip unserer Wanderstiefel testen ließ. Etwas später bot sich uns auch noch die Chance ein kleines Schneefeld zu überqueren, wozu er uns wieder hilfreiche Tipps gab.

Auf Sonnencreme und genügend Getränke konnte man keinesfalls verzichten, denn die Sonne meinte es wieder mal sehr gut mit uns und Schatten war Mangelware.

In der geplanten Zeit erreichten wir das Ingolstädter Haus (2.119 m), wo uns der Hüttenwirt sehr freundlich begrüßte und uns  glücklicherweise mitteilte, dass er ein Gewitter erst ab 17.00 Uhr für möglich hält (lt. Wetterbericht ab 14.00 Uhr). Als Nachmittagsprogramm hatten wir nämlich den Kleinen Hundstod und alternativ den Großen Hundstod auf dem Programm.

Da uns noch kein Quartier zugewiesen wurde, durften wir die Rücksäcke im Schuh- bzw. Trockenraum zwischenparken. Unsere Gipfelstürmer vom Vortag entschlossen sich für den Großen Hundstod, der eine beeindruckende Kletterpassage zu passieren hatte. Am Gipfelkreuz (2.593 m) angelangt, bot sich eine weite Sicht auf den Alpenhauptkamm, aber auch auf die bereits aufziehenden Wolken. Die Stimmung war trotzdem super, auch dank der erbrachten Leistung. Beim Abstieg wurde den Dreien aber bewusst, wie heftig sich ein kleiner Steinschlag entwickeln kann –  zum Glück aber einige Meter entfernt von ihnen.

Vom Strandkorb Aussicht auf das Steinerne Meer

Der Rest der Gruppe ließ sich den Kleinen Hundstod natürlich auch nicht entgehen. Am Gipfelkreuz angelangt, gab es einen wunderschönen Ausblick auf den Diessbach-Stausee. Nach kurzer Rast ging es dann wieder zurück zum Ingolstädter Haus, wo die Aussicht auf das Steinerne Meer sogar vom Strandkorb aus möglich war.

Bei sehr gutem Essen waren wir heilfroh, das Gewitter nur durchs Fenster miterleben zu müssen und genossen in der gemütlichen warmen Stube unseren letzten gemeinsamen Hüttenabend. Um unser zugewiesenes,  kleines Schlaf-Chalet für acht Personen erreichen zu können, musste zu späterer Stunde, teils in Flip-Flops,  sogar noch ein Graupelfeld überquert werden. Zum Glück hatten wir das am Vormittag mit Max geübt.

Vorbei am Diessbach-Stausee anstatt über´s Wimbachgries

Mit dem schon heißersehnten „Kikeriki“-Weckruf von Carola begann unser letzter Tag der Etappe.

Die Wetterlage ließ den geplanten Abstieg über das Wimbachgries am nächsten Morgen nicht zu, so dass wir und viele Wandergruppen den Weg über den Diessbach-Stausee gehen mussten. Es war zwar neblig, aber der Großteil der Strecke konnte ohne Regenbekleidung gegangen werden. Nach einem fast fünfstündigen flotten aber langandauernden Abstieg, vorbei am Stausee, wurden wir aber dann doch noch in der letzten halben Stunde nass und freuten uns umso mehr über ein heißes Getränk in der Gaststätte in Hirschbichl. Von dort aus fuhren wir mit dem Linienbus weiter nach Hintersee, wo wir uns mit einem gemeinsamen Mittagessen und einer Runde Schnaps belohnten. Unsere Heimreise mit dem Zug ging dann über Berchtesgaden, München, Treuchtlingen nach Ansbach, wo einige freudig begrüßt wurden.

Danke liebe Wanderfreunde für diese eindrucksvolle, abwechslungsreiche und doch anspruchsvolle Wandertour.

Wir haben uns mit euch super wohlgefühlt, Vorbilder gefunden und sind stolz auf uns alle, dass wir die Tour als komplette Gruppe durchgezogen haben. Ihr seid uns echt alle sehr ans Herz gewachsen. Besonderer Dank gilt natürlich dir, Max, du warst und bist ein toller Tourenleiter (super vorbereitet, alles voll durchdacht und organisiert) und wir freuen uns schon heute auf die nächste Tour mit dir als unserem Guide!