Datum:22. – 26.07.2020
Autorin: Laura Endt
Tour-Nr.:2020-T-20
Rekorde gebrochen! Maßstäbe gesetzt! Grenzen verschoben!
Nach dem gescheiterten Tödi-Versuch im letzten Jahr starten wir am 22.07.20 um 04:30 Uhr am Vereinsheim erneut zu diesem Abenteuer.
Die erste freudige Überraschung unserer Tour ist nach ca. 5 Std. Fahrt bereits das kostenlose Parken in Linthal, gefolgt vom kostenlosen Toilettengang im Hotel und der ebenfalls kostenlose Aufstieg (letztes Jahr bezahlten wir 30 FR p.P. für das Taxi) – und das alles im Hochpreisland Schweiz!
Nach 4 Std. Aufstieg zu der Fridolinshütte (2111 Hm) genießen wir das Hüttentrio – Baden im erfrischenden Bergsee und Aprikosenkuchen mit Kaffee.
Da wir am nächsten Tag sehr früh aufbrechen wollen, gehen wir bereits nach dem leckeren Nachtessen ins Lagerli.
Die Tour startet planmäßig und zügig – was sich allerdings noch leicht ändern soll 😊
3 Uhr Tödi-Frühstück – 4 Uhr Abmarsch – um 6:30 Uhr stehen wir an der gelben Wand (dem Punkt, an dem wir unsere Tour im letzten Jahr abbrechen mussten)
Die imposante Kletterei durch die gelbe Wand neben dem gigantischen Eisbruch führt uns zum Einstieg in den spaltenreichen Gletscher.
Der 1000 Hm Gletscheranstieg gestaltet sich schweißtreibend, doch wir erreichen wie geplant und sehr glücklich um 10:30 Uhr den Gipfel (3614 Hm).
Nach einer kurzen Stärkung und Orientierung folgt der spannende Teil unserer Hochtour: Der Westgrat!
Den ersten Teil sichern wir uns noch an Eisenstangen den Grat herunter bis wir wegloses, steiniges und steil abfallendes Schuttsauhaufenstufengelände erreichen.
Hier gibt es außer einer Höhendifferenzangabe und einem Bachlauf keinerlei Orientierungspunkte.
Unser Tagesziel, die traumhaft gelegene Planurahütte (2947 Hm), die auf einer Felskante thront, haben wir stets im Blick, diese wirkt jedoch noch „unerreichbar“.
In extrem ausgesetztem Gelände suchen wir die Querung zum Ausstieg aus der Klettertour.
Wir wissen, jeder Schritt muss sitzen, jeder Tritt und Griff nach Festigkeit muss überprüft werden, die Konzentration konstant bleiben und die Zeit tickt.
Dank eines Geistesblitzes und seiner genialen Navigationsfähigkeit fällt unserem Peter auf – kurz bevor wir den Heli holen müssen -, dass wir 100 Hm zu weit unten die Querung suchen.
Nach knappen 6 Stunden im interessanten Westgrat können wir die Tour fortsetzen.
Die Spannung soll jedoch nicht abfallen. So werden wir von Graupeln und Regen die nächsten 1,5 Std. begleitet. Der Weg verläuft vorbei an dem kleinen Tödi, über den Grat bis hin zum Gletscheranstieg unter der Hütte.
Nach nun bereits ca. 15 Std. blicken wir leicht erschöpft auf den imposanten Gletscher, der wie eine reine Eisfront „fast unbezwingbar“ zur wunderschönen Hütte führt.
Zum Glück täuscht dies und wir meistern auch noch diesen letzten Anstieg immer noch gut gelaunt.
Oben angekommen begrüßt uns bereits die nette Hüttenwirtin herzlich mit einem „Notfallgetränk“ (beim „Bezahlen“ nannte sie es „der Spätkommrabatt😊“).
Eine unvergessliche, spannende und wunderschöne ca. 16 stündige Hochtour fand ein Ende!
Den nächsten Morgen lassen wir erstmal gemütlich angehen, zumal das Wetter nicht zur Eile zwingt. Auch auf den geplanten Claridengipfel (3267 Hm) müssen wir leider verzichten, so steigen wir direkt über den gleichnamigen großen Gletscher zur Claridenhütte (2453 Hm) ab.
In dieser wieder sehr schönen und liebevoll geführten Hütte lassen wir unsere sehr gelungene Hochtour gemütlich ausklingen.
Nach dem Frühstück treten wir die letzten 1650 Hm zum Abstieg an. Der Weg verläuft idyllisch am Bachlauf entlang und führt uns zurück zum Startpunkt.
Wir sind sehr glücklich, dass es überhaupt möglich war im Coronajahr so eine besondere Tour machen zu können und sind Peter sehr dankbar, dass er es ermöglicht hat und alles so gut organisiert und geplant hat.