Col de Riciogogn (Senneser Karspitze), Drei-Zinnen-Umrundung und Marmolata
Datum:10. – 14.02.2020
Autor: Michael SchneiderFotos:Ronald Berndt Christian Färber Andreas Schmidt
Tour-Nr.:2020-T-07
Bei stürmischem Wetter starteten wir am Montagmorgen in Großhaslach als Sechsergruppe mit unseren beiden Tourenleitern Ronald und Andreas mit Jürgens Bus in Richtung Südtirol, ins Herz der Dolomiten.
Start vom Pragser Wildsee: gutes Wetter, weniger gute Schneebedingungen
Nachmittags erreichten wir unser Ziel in San Vito, den Gasthof Steinerhof, den Stützpunkt für die ersten beiden Etappen unserer Skitour. Hier in unmittelbarer Nähe zum Pragser Wildsee hatten wir einen zentralen, idealen Ausgangspunkt für die ersten beiden Tage und außerdem eine gute Herberge für die anspruchsvollen Skitage. Die Vorhersage für die kommenden Tage stellte uns sehr stabiles Hochdruckwetter mit leichtem Föhn sowie milden Tagestemperaturen bei geringem Nachtfrost in Aussicht. Insgesamt jedoch war die Schneeauflage der vergangenen Wochen durch den Einfluss sehr warmer Wintertage stark dezimiert und damit die Bedingungen entsprechend – oft Harsch hatten wir Harsch anstatt den ersehnten Tiefschnee unter den Skiern.
Gipfelglück im Hochpustertal: anspruchsvolle Tourenbedingungen
Gut ausgeschlafen und voller Tatendrang starteten wir am Dienstagmorgen talaufwärts in Richtung unseres Tageszieles, dem Gipfel des Col de Riciogogn (Senneser Karspitze) auf 2652m. Beim Aufstieg querten wir zunächst den zugefrorenen Pragser Wildsee und zogen entlang einer schmalen Schlucht in Richtung der Ausläufer eines Gletschers. Trotz bester Wetterbedingungen war wegen der sehr dünnen Schneeschicht auf blankem Eis Vorsicht geboten. Die Lawinengefahr war insgesamt gering, aber die Griffigkeit auf der abgeblasenen Schnee-Eis-Oberfläche setzte Anforderungen an die richtige Technik voraus. Nach einem eindrucksvollen Aufstieg erreichten wir glücklich den Gipfel. Im Anschluss an eine ausgiebige Pause machten wir uns daran, die wegen des Schneemangels anspruchsvolle Abfahrt zu wagen. Inzwischen war mit der einbrechenden Dämmerung der erste Einsatz unserer Stirnlampen erforderlich. Durch die gute Ortskenntnis von Andreas erreichten wir dann – verbunden mit viel Spaß bei der Nachtabfahrt – wieder den Pragser Wildsee und kehrten glücklich und geprägt von den Eindrücken des Tages zur Unterkunft zurück.
Traumhafte Umrundung der Drei Zinnen
Am zweiten Tag ist mit Christian ein weiterer Tourenteilnehmer hinzugekommen. Unsere Guides hatten die Umrundung der drei Zinnen als Tagestour mit imposanter Bergkulisse geplant. Nach der Anfahrt aus Richtung Toblach parkten wir am Parkplatz „Aussicht zu den drei Zinnen“. Nach kurzer Besprechung der geplanten Tagestour starteten wir entlang eines zugefrorenen Gebirgsbaches. Es ging bei kontinuierlich zunehmender Steigung in Richtung des Bergmassivs. Nach einer kurzen Rast kam nun der anspruchsvollere Teil des Aufstiegs, da in relativ steilem Gelände auch hier die Schneemenge überschaubar blieb, so dass mit jedem Schritt auch die entsprechende Konzentration erforderlich war. Belohnt wurden wir sodann mit dem imposanten Anblick der drei Zinnen bei strahlendem Sonnenschein. Auf dem zu querenden Hochplateau in Richtung der kleineren Zinne blies uns jedoch ein heftiger Wind um die Ohren. Nach Erreichen des Sattels unmittelbar vor der Bergflanke ging es nun entlang der steilen Südseite des Bergmassivs auf einer Eisspur, die an Bahnschienen erinnerte. Inzwischen war es später Nachmittag geworden und wir machten uns daran, die geeignete Route für die Abfahrt zu finden. Da die Orientierung für eine ideale kürzere Abfahrt in dem wechselhaften Gelände nicht eindeutig zu finden war, war es wieder der ausgezeichneten Kenntnis unserer Tourenleiter Andreas und Ronald zu verdanken, dass wir trotz bereits fortgeschrittener Dämmerung gut in Richtung unseres Ausgangspunktes vorankamen.
Noch am selben Abend machten wir uns auf den Weg mit dem Auto weiter in Richtung Süden nach Alleghe. Dort war dann endlich Zeit, diesen außergewöhnlichen Skitag mit den vielen glanzvollen Eindrücken nochmal wirken zu lassen.
…und noch ein Höhepunkt dieser genialen Tour
Nach einer erholsamen Nacht in einem gut gewählten Hotel war ein weiterer Höhepunkt für einen gelungenen Skitourentag in Planung: die Marmolata mit Aufstieg vom Falzárego See aus über die Nordseite. Da überall in den Dolomiten einige Tage vorher ausgesprochen mildes Wetter dominierend war, konnte man auch hier leider keinesfalls mit auch nur annähernd tiefem Schnee rechnen. Entsprechend fordernd war dann auch der Aufstieg über sehr stark vom Wind geformten Harsch-Schnee, gemischt mit Eis. Sehr glücklich erreichten wir die Bergstation nach dem Gipfel und hatten uns dann eine ausgiebige Pause verdient. Die abschließende Talfahrt krönte diesen sehr eindrucksvollen Tag.
Umwerfende Windstöße zwangen zum Rückzug
Zur Abrundung der Dolomiten Skitour war dann am vierten Tag noch ein Ausflug an den Sella-Stock in unserer Planung. Beginnend auf halber Höhe des Sella-Passes war das Tagesabenteuer anfänglich trotz der hier geringer erscheinenden Schneemengen noch vielversprechend. Motiviert in Erwartung eines weiteren Skitourentages mit einer Bergankunft machten wir uns trotz starker Windböen an den Anstieg aus Richtung Westen. Als bereits die erste Höhenstufe erklommen war, wurden wir von den nun im Wortsinne umwerfenden Windstößen aufgefordert, den Rückzug anzutreten und den Tag mit einem ausgiebigen Sonnenbad zu krönen.
Da die Wetterbedingungen einen weiteren Bergaufstieg nicht ermöglicht hatten, machten wir uns nach der sehr eindrucksvollen Skitour auf den Weg nach Hause. Danke an Andreas und Ronald für die in jeder Hinsicht hervorragend geführte Skitour.